Matchbox macht aus Kindern Sammler
Modellautos ganz anderer Art waren die legendären „Matchbox“-Autos der englischen Firma Lesney. Im Jahre 1953 produzierten die damaligen Inhaber, Odell und Smith, anlässlich der Krönung von Königin Elizabeth II. eine Miniatur der Krönungskutsche. Dieses Modell gilt als Ausgangspunkt für die Miniaturserie 1-75, - also die pro Jahr 75 Modelle umfassende Modellauto-Serie. Begleitend hierzu gab es jährlich einen illustrierten Taschenkatalog. Mit diesem frühen Meisterwerk der Verkaufsförderung wurden Jungen schon Anfang der 60er Jahre geschickt zum Sammeln der Matchbox-Modelle animiert.
Die 1956 eingeführte Serie »Models of Yesteryear« avancierte schon nach kurzer Zeit zum „Flaggschiff“ des Matchbox-Sortiments. Diese nach historischen Vorbildern gefertigten Oldtimer waren die ersten Modelle, die überwiegend für Ausstellungszwecke gekauft wurden. Obwohl als Spielzeug angeboten, zierten sie fortan die Vitrinen und Schreibtische der Erwachsenen. Bis 1970 wurden die Yesteryear-Modelle in gleich bleibender Qualität und Detailtreue produziert. Erst mit der Einführung der Superfast-Serie erfolgte nahezu zeitgleich eine Überarbeitung, die sich jedoch auf neuartige Metallic-Lackierungen beschränkte. Aber gerade diese Veränderung war es, mit der besonders die Historiker unter den Yesteryear-Sammlern nicht einverstanden waren. Das Yesteryear-Programm repräsentierte ja bis 1970 die Anfangszeit der Motorisierung, also die Modelljahre 1900 bis 1928, und in dieser Zeit gab es noch keine serienmäßigen Effektlackierungen. Ein weiterer Stilbruch bestand darin, dass Lesney die Yesteryear´s in den siebziger Jahren wahllos mit neuen Reifentypen ausstattete – den Rolls Royce Silver Ghost (1907) sogar mit Weißwandreifen! Diese Neuerungen waren jedoch nur die Vorboten einer massiven Ausweitung der Modell-Palette, die nach dem Konkurs von Lesney sogar inflationäre Ausmaße erreichte.
Dem kometenhaften Aufstieg von „Matchbox“ zur Weltmarke Mitte der 1960er Jahre folgte der schleichende Untergang Anfang der achtziger Jahre. Dieser Niedergang war das Ergebnis einer verfehlten Modellpolitik. Hinzu kamen waghalsige Abenteuer, wie etwa die Entwicklung und Produktion des INFRAMOBIL-Fernlenkautos. Dieses mit IR-Technik ausgestattete Modell eines Porsche 928 wurde noch vor dem Verkaufsstart 1978 wegen technischer Probleme wieder aus dem Programm genommen. Wirtschaftliche Fehlentscheidungen lassen sich leider nicht in kleine Modellmaßstäbe umsetzen.